Uber wagt Neustart in mehreren deutschen Städten

Der Taxi-Dienst Uber will bis Jahresende neben Berlin und München in mehreren deutschen Städten wieder an den Start gehen, sagte der neue CEO Khosrowshahi. Das Geld für den Neustart stammt von einem sehr potenten Investor.

Mit frischem Geld von Softbank und einer Charmeoffensive des neuen Chefs Dara Khosrowshahi versucht der Taxidienst Uber ein Comeback in Deutschland: Bis Ende des Jahres werde Uber in mehreren deutschen Städten an den Start gehen, kündigte Khosrowshahi auf der Digitalkonferenz DLD an, während draußen vor der Tür Münchner Taxifahrer gegen Uber demonstrierten. Welche Städte neben München und Berlin und welches Modell geplant sind, ließ sich der neue Uber-CEO allerdings nicht entlocken.

Dara Khosrowshahi

Zuletzt hatte sich der japanische Risikokapitalgeber Softbank an Uber beteiligt und dem Unternehmen eine neue Strategie verordnet: Statt Global Player zu sein solle sich Uber auf Amerika und Europa konzentrieren und das Geschäft in Asien dem dortigen Marktführer Didi Chuxing überlassen, an dem Softbank ebenfalls beteiligt ist. (Ein Einstieg der Softbank gilt als der neue IPO in der Branche). Insofern war absehbar, dass Uber einen Neustart in Deutschland versuchen werde. Das Gleiche gilt für Londen. Khosroshahi hofft, dass Uber mit einer Flotte von Elektro-/Hybridautos wieder eine Lizenz für die Stadt erhalte.

Uber den Wolken

Der vom Online-Reisedienst Expedia gekommene neue Vorstandschef hat zunächst die Aufgabe eines Kulturwandels im Unternehmen zu bewältigen. „Allen Mitarbeitern war aber klar, dass wir einen Kulturwandel brauchen“, sagte Khosrowshahi. Unter seinem Vorgänger Travis Kalanick hatten viele Skandale den Ruf des Unternehmens ramponiert. Die Investition von Softbank war zwar ein Vertrauensbeweis, erfolgte allerdings zu einer deutlich geringeren Bewertung: Statt der zuvor genannten 70 Milliarden Dollar ist Uber inzwischen nur noch 48 Milliarden Dollar wert und damit zehn Milliarden Dollar weniger Didi Chuxing. Ein weiteres Zeichen, dass Asien in der Plattform-Ökonomie aufholt.

Khosrowshahi sagte, das Geschäft von Uber sei auch in der schwierigen Phase erstaunlich gut weitergelaufen – mit Ausnahme der Profitabilität. Die weltweite Expansion hat sehr viel Geld gekostet; im Heimatmarkt USA ist das Unternehmen dagegen längst profitabel.

Allerdings bleiben die Investitionen hoch. Selbstfahrende Autos werden in absehbarer Zeit das Plattform-Modell von Uber disrupten, weil sie die Fahrer überflüssig machen und damit das Unternehmen ebenfalls zu Investitionen in die Technologie zwingt. Zwar kooperiert Uber mit Volvo, doch das Plattform-Modell sieht vor, dass auch andere Anbieter (Hersteller, private Nutzer) ihre autonomen Autos bei Uber einbuchen können. Uber allein wäre niemals in der Lage, genügend autonome Autos auf die Straße zu bringen. Entscheidend für den Erfolg auf dem Taximarkt der Zukunft ist dann wieder der Kundenkontakt – eine Disziplin, in der Uber weiterhin vorne liegt. Eine Antwort der deutschen Hersteller ist die offenbar  bevorstehende und längst überfällige Fusion der Carsharing-Dienste von BMW und Daimler, DriveNow und Car2Go. Die Verbindung der beiden Flotten bringt Vorteile für die Kunden. Denn bisher nutzen gerade einmal 3 Prozent der Deutschen CarSharing, wie die aktuelle Umfrage der Initiative D21 zeigt.

Uber denkt aber schon weiter. Innerhalb eines Jahrzehnts werde es auch ein „Uber den Wolken“ (Tanit Koch) geben, also Flugtaxis. Und Ubers neuer Service „Eats“ sei inzwischen der größte Essenlieferdienst der Welt. Platformeconomy at its best.

Fotos: DLD / Hubert Burda Media