Googles Marktanteil in Deutschland: 94 Prozent

Kaum ein anderes Volk mag Google so sehr wie die Deutschen. Und kaum ein Unternehmen hat Google hierzulande so sehr geholfen, groß zu werden, wie die Telekom. Die sich jetzt über Google beschwert.

Quelle: ComScore, Statcounter

Für 94 Prozent aller Desktop-Suchen in Deutschland wird Google genutzt; für Suchanfragen auf Smartphones oder Tablets liegt der Google-Anteil sogar bei 98 Prozent. In kaum einem anderen Land ist die Marktmacht so stark auf einen Anbieter konzentriert wie in Deutschland. Selbst im Mutterland USA betragen die Google-Anteile „nur“ 75 Prozent auf dem Desktop und 89 Prozent auf den Smartphones. In den Verhandlungen mit der EU-Kommission um den Missbrauch seiner Marktmacht hat Google Vorschläge für eine stärkere Präsenz anderer Anbieter in seinen Suchergebnissen gemacht, die EU-Kommissar Almunia offenbar akzeptieren will. Seitdem steigt der Widerstand der Unternehmen, denen diese Vorschläge nicht weit genug gehen. Manche Beschwerden sind gerechtfertigt, aber die Beschwerde der Deutschen Telekom kommt doch sehr seltsam daher. Konkret wirft die Telekom der Suchmaschine vor, sie an der Entwicklung besserer Dienste gehindert zu haben. Hier der Auszug aus der offiziellen Beschwerde der Telekom an die EU:

„The complaint describes how Google imposes contractual and technical restrictions on publishers, like DT, which limit publishers‘ ability to provide enhanced and more competitive services.“

Besonders interessant ist die Behauptung, Google habe T-Online gehindert, seine Suche unter suche.t-online.de zu verbessern:

The complaint relates to Google’s anti-competitive practices in the online search and the search advertising market, which are hindering DT to optimize its portal suche.t-online.de for its customers.

Die Formulierung ist bemerkenswert, weil T-Online seit zehn Jahren die Google-Suche einsetzt, also gar keine eigene Suchmaschine betreibt. Eigene Versuche, so etwas wie eine Suchmaschine für regionale Inhalte zu bauen, sind wohl eher an der fehlenden Innovationskraft des Konzerns gescheitert. Dafür 9 Jahre später Google verantwortlich zu machen, ist schon lustig. Und noch lustiger wird die Geschichte, wenn man an die Kritik an T-Online zurückdenkt, die an der Entscheidung für Google als Suchmaschine im Jahr 2003 geübt wurde. Damals war Google noch nicht marktbeherrschend und T-Online noch eine Macht im deutschen Internet. T-Online war damals der erste große Partner von Google für das Suchmaschinen-Marketing in Deutschland, hat also kräftig mitgeholfen, Google in Deutschland erst groß zu machen.Damals lautete meine Überschrift (in der FAZ):

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T-Online hatte gerade seinen Anbieter Overture, der kurz zuvor von Yahoo gekauft worden war, rausgeworfen und stattdessen Google eingesetzt. Manfred Klaus, der damals Geschäftsführer von Overture in Deutschland war, warf T-Online mit dem „Vampir-Vergleich“ vor, aus kurzfristigem Gewinnstreben sein langfristiges Ziel zu vergessen, die Internet-Nutzer an sich zu binden. Genauso ist es dann auch gekommen. (Für die Jüngeren unter uns: Overture hat eigentlich das Suchmaschinenmarketing erfunden, aber erst Google hat es perfektioniert und zu Geld gemacht).  Der Rest ist Geschichte. 

Noch ein Lesetipp: McKinsey hat die Menschen befragt, wie viel ihnen die kostenlosen Internet-Dienste (Suche, E-Mail, Kommunikation…) wert sind und wie viel sie zahlen würden, wenn die Anbieter dieser Dienste keine Werbung schalten und keine Daten sammeln. Das Ergebnis ist eindeutig: Die Nutzung ist den Menschen viel mehr wert als der Verzicht auf Datensammelei. Daher sind die Aufrufe unserer Politiker und Datenschützer, doch bitte auf Google, Facebook, WhatsApp und Co. zu verzichten, wirkungslos.