Die größte Medienseite der Welt

Buzzfeed nutzt Gaga-Listen als Geschäftsmodell für Journalismus. Und hat damit Erfolg. Bald wohl auch in Deutschland.

Lamb_Scott

Es sind Überschriften wie „12 bewusstseinsveränderte Fakten über ihr Gehirn“ oder „22 Probleme, von denen kurvige Frauen wissen, dass sie wahr sind“, die Buzzfeed mit mehr 130 Millionen Nutzern zu einer der schnellstwachsenden Medienseiten der Welt gemacht hat. Der Trick klingt banal: Die 400 Mitarbeiter ändern die Überschriften der täglich etwa 400 veröffentlichten Buzzfeed-Beiträge ständig, um möglichst viele Nutzer in den sozialen Netzwerken zum Klick zu verleiten. „Drei Viertel unserer Besucher kommen aus den sozialen Netzwerken, vor allen von Facebook“, sagte Scott Lamb, der das internationale Geschäft verantwortet, zu FOCUS. Im vergangenen Jahr habe sich die Nutzerzahl schon verdreifacht; in diesem Jahr wolle Buzzfeed das Tempo halten, hofft Lamb, was die 2006 gegründete Firma endgültig zur größten Medienseite der Welt werden ließe.

Nun könnten sich die etablierten Medien beruhigt zurücklehnen und warten, bis das Interesse an den Listen und bunten Bildchen wieder nachlässt. Wenn, ja wenn Buzzfeed seinen Erfolg bei den Nutzern nicht ziemlich schnell – mit native Advertising und Risikokapital – zu ziemlich viel Geld gemacht hätte. Denn damit haben sich die Amerikaner viele Top-Journalisten eingekauft, die zwischen den Gaga-Listen immer wieder gute, investigative Geschichten bringen. Die Listen dienen Buzzfeed quasi als Geschäftsmodell für Qualitätsjournalismus – eine Mischung, die offenbar funktioniert und für die traditionellen Medien weit bedrohlicher ist als Trash pur. Angaben, wie hoch der Anteil der User ist, die über den Klick auf die Listen zu Buzzfeed kommen, gibt es leider nicht.

Buzfeed-Nutzer (Blog-Bild)

Großes Interesse an Buzzfeed in Deutschland

Inzwischen wimmelt es im Netz von Überschriften nach dem Buzzfeed-Muster. Im deutschsprachigen Raum sind auch schon einige Klone wie Upcoming, Watson und Blick am Abend an den Start gegangen, denen Lamb das Feld aber nicht überlassen will: „Ich bin sehr daran interessiert, dass Buzzfeed auch nach Deutschland kommt“. Einen Termin wollte er aber noch nicht verraten. UPDATE: Inzwischen sucht Buzzfeed einen Gründungschefredakteur für Deutschland.

Und hier noch ein Beispiel, wie Buzzfeed funktioniert: Nach 50 Minuten hatte dieses Foto auf Facebook mehr als 10000 Likes und war fast 3000 mal geteilt worden. Die Facebook-Seite hat 1,6 Millionen Fans und rund 900000 Nutzer sprachen darüber. Zum Vergleich: Die New York Times hat auf Facebook  5,3 Millionen Fans, aber nur 300000 unterhielten sich darüber.

BuzzFeed Screenshot (Blog Bild)