Industrie 4.0: Deutschlands gefährliche Konzentration auf die Digitalisierung der Fabriken

Industrie 4.0 bedeutet für die meisten Unternehmen in Deutschland eine Digitalisierung der Fabriken zur Steigerung der Effizienz. Die Amerikaner fragen lieber, welche digitalen Produkte der Kunde will.

Vielleicht war schon die Wortwahl falsch. „Industrie 4.0“ steht in Deutschland als Synonym für die Digitalisierung der Wirtschaft und meist wird darunter lediglich die Digitalisierung der Fabriken verstanden. Im Ausland wird dagegen vom „Industrial Internet“ gesprochen. Der Begriff ist deutlich breiter zu interpretieren und umfasst eigentlich die Digitalisierung aller Stufen der Wertschöpfungskette, die meist beim Kunden beginnt. Mit der Wortwahl geht also auch eine unterschiedliche Denkweise einher: Vor allem die Amerikaner beginnen das industrielle Internet meist mit der Frage, welche digitalen Produkte und Services die Kunden wollen, um dann Produktentwicklung und Produktion daran auszurichten. Im ingenieurgetriebenen Deutschland scheint die Frage, wie die vorhandenen Produkte digitalisiert und möglichst effizient produziert werden, im Mittelpunkt zu stehen. Das zementiert den Status Quo und lässt weniger Raum für Innovationen.

Eine Umfrage des Instituts für angewandte Arbeitswissenschaften (Ifaa) aus Düsseldorf unter Unternehmen der deutschen Metall- und Elektroindustrie bestätigt die enge Sicht der Deutschen. Die Schwerpunkte dieser Unternehmen liegen vor allem auf den Bereichen Produktion, Logistik sowie Planung/Steuerung. Dagegen spielen Instandhaltung/Service und Produktentwicklung nur untergeordnete Rollen. Gerade diese beiden Aspekte werden im Internet der Dinge aber schnell an Bedeutung gewinnen. Produkte, die mit Sensoren ausgestattet sind, lassen sich dann lebenslang fernsteuern und warten. Das führt zu einem besseren Service und liefert Daten für die Produktentwicklung. 
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Allerdings ist der Prozess in Richtung Industrie 4.0 noch nicht allzu weit fortgeschritten. 30 Prozent der Befragten haben sich mit dem Thema noch gar nicht beschäftigt; gut 40 Prozent informieren sich bisher nur und gut 10 Prozent sind in der konkreten Planung.

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