Die wertvollsten Web-Firmen: Apple führt; Facebook und Alibaba rücken an Google heran

Apple und Facebook haben in diesem Jahr kräftig an Wert gewonnen, während Google und Amazon zu den Verlierern des Jahres gehören.

Die Liste der wertvollsten Internetfirmen der Welt führt Apple mit inzwischen 662 Milliarden Dollar Börsenwert an. Google liegt wie bisher auf Rang 2, hat aber gegenüber 2013 an Boden verloren, zumal die Konkurrenz dahinter stärker wird: Alibaba hat es aus dem Stand zur Nummer 3 gebracht und Facebook hat in diesem Jahr 83 Milliarden Dollar an Börsenwert gewonnen. Der Vorsprung von 187 Milliarden Dollar auf den Drittplazierten, den Google 2013 noch hatte, ist auf 98 Milliarden geschrumpft. Die deutschen Vertreter Rocket Internet (9,5 Mrd. Dollar), United Internet (8,9 Mrd. Dollar) und Zalando (7,7 Mrd. Dollar) haben in diesem Jahr ebenfalls deutlich zugelegt.

Die wertvollsten Internetfirmen der Welt

Die Änderungen im Jahr 2014 in Milliarden Dollar zeigen Apple, Facebook, Baidu und Tencent an der Spitze. Twitter, Google und Amazon haben dagegen die höchsten Wertverluste in diesem Jahr hinnehmen müssen. (In der Liste sind nur die Unternehmen aufgeführt, die bereits am 1. Januar 2014 an der Börse waren. Alibaba, Rocket Internet und Zalando sind erst im Laufe des Jahres an die Börse gagangen.)

Mark Zuckerberg hat 2014 auch Maßstäbe an der Börse gesetzt: In einem eher schwachen Jahr für Internet-Aktien hat er den Wert von Facebook um 47 Prozent auf 225 Milliarden Dollar gesteigert. Während dieser Zuwachs im Jahr davor noch ein schlechter Wert gewesen wären, bedeutet er nun den Spitzenplatz. Denn die Kurse der 25 wertvollsten börsennotierten Web-Firmen der Welt haben in diesem Jahr im Durchschnitt stagniert, nachdem sie 2013 noch um sagenhafte 125 Prozent geklettert waren. Die größten Wertverluste zwischen dem 1. Januar und 23. Dezember 2014 verzeichneten Amazon mit einem Minus von 43 Milliarden Dollar sowie Google und Twitter, die jeweils 11 Milliarden Dollar verloren.

Facebook ist die Internet-Aktie des Jahres

 

Die Gewinner des Jahres: Facebook, Apple, United Internet und die Samwers

Facebook hat den hohen Zuwachs vor allem seinem florierenden Werbegeschäft auf Smartphones zu verdanken. Das Unternehmen hat den Übergang ins mobile Web in Rekordzeit geschafft, auch weil geschickte Akquisitionen (WhatsApp, Instagram) die nachlassende Attraktivität des Mutterschiffs bei Jugendlichen absichern. Ein Fragezeichen gibt es jedoch auch beim Spitzenreiter: Ein erheblicher Teil des Werbegeschäfts stammt von Startups, die ihre Apps im Facebook-Newsstream bewerben. Sollte das reichlich fließende Risikokapital versiegen, könnten die Werbeausgaben der etablierten Unternehmen zu gering sein, um das Wachstum auf diesem Niveau zu halten.

Facebook Mobile Werbung dominiert

An zweiter Stelle mit 41 Prozent Zuwachs liegt Apple. Tim Cook hat den Konzern mit der Strategie, iPhones in gleich zwei Größen anzubieten, in die Erfolgsspur zurück gebracht. Da das iPhone das Brot- und Buttergeschäft ist, fällt der Absatzrückgang beim iPad an der Börse nicht weiter ins Gewicht. Spannend dürfte 2015 Apples Aufschlag im Musikmarkt mit der Neuerwerbung Beats werden, da ein Angriff auf Spotify erwartet wird, der die Musikflatrate auf 5 Euro/Dollar im Monat verbilligen könnte.

Aus Deutschland hat es United Internet wieder unter die Gewinner geschafft. CEO Ralph Dommermuth treibt das Geschäft mit harter Hand und Akribie voran. Anders als in den Vorjahren hat er 2014 sogar Geld in die Hand genommen, um anorganisch zu wachsen. Fast 600 Millionen Euro gab er für die Komplettübernahme des Netzbetreibers Versatel aus; mit 435 Millionen Euro beteiligte er sich an Rocket Internet. Dommermuth arbeitet schon lange mit den Samwers zusammen und wusste offenbar genau, was er tat. Denn sein 10,7-Prozent-Anteil an Rocket Internet ist heute schon 900 Millionen Dollar wert.

Noch nicht in der Liste sind die Unternehmen, die erst in diesem Jahr an die Börse gegangen sind. Big Player ist der chinesische Konzern Alibaba, der mit einem Börsenwert von 266 Milliarden Dollar aus dem Stand auf Rang 3 der wertvollsten Internet-Firmen gesprungen ist. Auch die Börsengänge der beiden deutschen Unternehmen Rocket Internet und Zalando sind – nach einem Stolperstart – durchaus erfolgreich. Rocket wird inzwischen mit umgerechnet mit 9,5 Milliarden Euro bewertet. Der Online-Händler Zalando wird mit 7,7 Milliarden Dollar bewertet.

Die Verlierer des Jahres: Yandex, Twitter, Netflix, Google und Amazon

Den größten Absturz am Kapitalmarkt erlebte die russische Suchmaschine Yandex. Die Gründe liegen im Verfall der Landeswährung Rubel und sinkenden Chancen gegen den Konkurrenten Google. Yandex hat dem mobilen Betriebssystem Android, das zu Google gehört, wenig entgegen zu setzen und unterstützt daher eine Wettbewerbsklage gegen den Marktführer.

Zu den Verlierern des Jahres gehört auch der Kurznachrichtendienst Twitter, der seit Jahresanfang 41 Prozent seines Börsenwertes verlor. Das Unternehmen kann nicht so schnell neue Nutzer gewinnen wie erhofft und wurde in dieser Kategorie inzwischen vom Fotodienst Instagram überholt. Da hilft es Twitter auch nicht, eigentlich sehr ordentliche Umsatzzuwächse auszuweisen. Um Neueinsteiger an sich zu binden, verschiedet sich das Unternehmen sogar vom ehernen Grundsatz, Kurznachrichten streng nach Zeit zu sortieren. Ein Algorithmus soll den Gelegenheitsnutzern künftig die 140-Zeichen-Informationen zeigen, die als relevant eingestuft werden. Allerdings steigt damit auch die Gefahr, die kleine, aber sehr treue Schar der Profinutzer zu vergraulen.

Deutlich schlechter schneidet auch der Vorjahressieger Netflix ab. Nach 340 Prozent Zuwachs im Jahr 2013 fiel der Kurs in diesem Jahr um 8 Prozent. Und es könnte so weitergehen: Seit dem Allzeithoch Anfang September hat das Papier schon 30 Prozent an Wert verloren. Ausschlaggebend dafür ist die wachsende Konkurrenz von Konzernen wie Amazon und Google, aber auch zunehmende Skepsis der Anleger, ob Netflix mit neuen Abonnenten auch wirklich genügend Geld verdienen kann. Denn die Produktion eigener Serien wie „House of Cards“ bringt zwar Zuschauer, kostet aber auch sehr viel Geld, vor allem im Ausland.

Einen Dämpfer erhielt auch der Online-Händler Amazon, dessen Aktie seit dem Allzeithoch vor gut einem Jahr ein Viertel des Wertes eingebüßt hat. Das grundsätzliche Vertrauen in den Kurs des Gründers Jeff Bezos, seinen Gewinn (und manchmal auch etwas mehr) direkt wieder in neue Geschäftsfelder zu investieren, ist gesunken. Zumal sich Fehlschläge wie das eigene Smartphone „Firephone“ häufen. “Ich habe Milliarden Dollar bei Amazon in den Sand gesetzt. Aber mein Job ist es, die Leute zu ermuntern, kühn zu sein. Und wenn man kühne Wetten eingeht, führt das zu Experimenten, die das Scheitern schon in sich tragen”, sagte Bezos. Ein paar große Erfolge würden aber vieles von dem wettmachen, was nicht funktioniert habe, fügte er hinzu. Trotzdem kam diese Aussage an der Börse nicht so gut an.

Die Google-Aktie verlor im Jahresverlauf ebenfalls leicht, nachdem 2013 noch 55 Prozent Wertzuwachs zu Buche standen. Google dominiert zwar das Online-Werbegeschäft weiterhin: 31 Prozent des gesamten Online-Werbemarktes und 41 Prozent des mobilen Geschäfts fließen in die Taschen der Suchmaschine. Aber der Anteil am Zukunftsmarkt des Mobile Webs geht zurück, weil Facebook hier schneller wächst. Viele Nutzer suchen inzwischen auch nicht mehr nach einem Händler für ein Produkt, weil sie sowieso alles bei Amazon kaufen. Ihnen reicht die Amazon-Suche.

Google-Nutzung auf PC, Tablet und Smartphone

Überhaupt bringt Werbung in Suchmaschinen auf mobilen Geräten nicht soviel Geld ein wie auf den klassischen Desktop-Computern. Zwar werden mehr Klicks auf Anzeigen erzielt, aber der Verdienst je Klick geht zurück. Trotz der starken Stellung des Betriebssystems Android mehren sich an der Börse die Zweifel, ob Google den Übergang ins mobile Zeitalter so gut schafft wie Konkurrent Facebook. Dazu gelingt der Aufbau neuer Geschäftsfelder nicht so schnell wie geplant. Der Preisverfall bei Cloud-Diensten und die Spätfolgen der Spähskandale für das Unternehmensgeschäft bereiten Google Sorgen, die allerdings nicht allzu groß sind. Denn die Suchmaschine ist weiterhin hochprofitabel und hat mehr als 60 Milliarden Dollar Reserven.

Mobile Werbeumsaetze weltweit